in Ochsenhausen an der Oberschwäbischen Barockstraße
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Vorstellung Best-Practice-Beispiele

Hier stellen wir Ihnen einige Vorzeigeprojekte, sogenannte "Best-Practice-Beispiele" vor.
Nutzung von Nahwärme der Nahwärme Ochsenhausen (NWO)
Die Stadt Ochsenhausen hat gerade bei der Versorgung von städtischen Gebäuden auf die Nutzung von Nahwärme gesetzt.
Bürgermotivation zur Nutzung von Nahwärme in Ochsenhausen
Stadt Ochsenhausen
- Kleinstadt (ca. 9.000) Einwohner in Oberschwaben im Landkreis Biberach
- Besonderheiten: Öchsle-Museums-Eisenbahn, TTF Liebherr Ochsenhausen, Klosteranlage ehem. Benediktiner-Reichsabtei, Schulstadt, landwirtschaftliche Prägung, Großbetriebe Fa. Liebherr-Hausgeräte, Fa. Südpack
Wie kommt man zum Thema „Nahwärme“
- Verwaltungsstrukturen (Sachgebiet für Stadtentwicklung, Umwelt, Immobilien)
- Landwirte beginnen ab 2004 mit Bau von Biogasanlagen. Abwärmenutzung ist noch kein Thema. Schließlich: 2007 Bau einer Wärmeleitung zur Versorgung der Grund- und Werkrealschule Reinstetten.
- 2008: Es entstehen in zwei weiteren Ortsteilen (Mittelbuch und Wennedach) private Nahwärmenetze (Biogas). Anreiz: KWK-Zuschlag.
- Erstkontakt mit Nahwärme aus Biomasse (Holzhackschnitzel) Ende April 2009. Stadt und Gewerbeverein zeigen grundsätzliches Interesse. Klosteranlage braucht dringend neue Heizung. Gleiches gilt für das Altenzentrum Goldbach. Planung und Realisierung eines Heizwerkes und einer Haupttrasse von 5 km in knapp zwei Jahren. Wärmelieferung ab 01.10.2011.
- Nahezu alle städtischen Gebäude werden angeschlossen. Ferner: das ehemalige Kloster mit der Landeskademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg sowie zunehmend private und gewerbliche Gebäude.
- Erste Abrechnungen zeigen: die Berechnungsgrundlagen und –prognosen stimmen bzw. wurden übertroffen; die Energieeinsparungen betragen im Durchschnitt über 20 %.
Motivation von Gemeinderat und Bürgern
- Nahwärme (aus Biomasse) wird in kurzen Abständen thematisiert und kommuniziert. Konzept für kommunale und private Gebäude. Positive Begleitung durch Öffentlichkeitsarbeit
- Juni 2009: Teilnahme an Gewerbeschau. Bürger sind neugierig (großer Andrang). Dennoch besteht Skepsis
- Juli 2009: Vorstellung im Ausschuss für Umwelt und Technik. Kompetentes Planungsbüro aus Österreich stellt Konzept für Ochsenhausen vor. Kontroverse Diskussion: Problem Standort, Stadt wird „umgegraben“, Wirtschaftlichkeit wird bezweifelt. Rohstoffsicherheit? Lärm, Abgase
- Oktober 2009: Besichtigungsfahrt nach Graz mit Gemeinderat. Kein Durchbruch aber positive Grundstimmung
- November 2009: Gründung einer Gesellschaft NWO GmbH & Co.KG mit teils örtlichen Akteuren. Struktur der NWO überzeugt (Ing. zur Betriebsoptimierung, Planungsbüro, Ing.-Büro, örtlicher Waldbesitzer, Holztransportunternehmen, 2 Stadträte)
- November 2009: Grundsatzbeschluss: Projektakzeptanz. Prüfung der Wirtschaftlichkeit NWO und Stadt durch Energieagentur Biberach und durch ein Ing.-Büro
- Positives Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung. Vorteile überzeugen (Beitrag zum Klimaschutz, CO² - Reduzierung, Unabhängigkeit von Öl und Gas, spezieller Wärmepreisindex, regionale Wertschöpfung, Aufträge für örtliche Wirtschaft, Preisvorteile zu Öl und Gas etc.)
- Februar 2010: Einstimmiger Beschluss im Gemeinderat. Stadt will ihre Gebäude anschließen. Land Baden-Württemberg mit dem Kloster ebenso. Interesse bei Bürgern ist vorhanden
- Beratungsangebot im Rathaus. Rathaus als Zentrale für Bürgerfragen
- Beratungen vor Ort durch unabhängige Wärmeverkäufer i.A. der NWO
- Anschreiben der Bürger
- Abendveranstaltungen für Bürger mit Begleitung der Stadt
Wärmelieferung durch Biogasanlage in Reinstetten
Die Biogasanlage Gerster beliefert seit 2007 die Grund- und Gemeinschaftsschule Ochsenhausen-Reinstetten mit Wärme. Im Übrigen auch einzelne Wohngebäude entlang der Leitungstrasse. Sie arbeitet seit 2009 völlig problemlos und vor allem zuverlässig, so dass seitens der Thüga seither kein Gas mehr geliefert werden musste. Die Liefermenge pro Jahr beträgt zwischen 400.000 und 500.000 kWh.
Obwohl mit dem Betreiber der Biogasanlage ein mengenunabhängiger Pauschalpreis vereinbart wurde, welcher gegenüber dem Gaspreis deutliche Vorteile bietet, hat sich der jährliche Verbrauch (in kWh) gegenüber der früheren Heizung mit Gas dennoch spürbar verringert. Diese erfreuliche Entwicklung konnte so nicht unbedingt erwartet werden. Nach wie vor besteht aber, wie auch beim Dorfhaus Mittelbuch, die Notwendigkeit einer Notversorgung, in diesem Fall mit der bereits eingebauten Kesselanlage, die jederzeit mit Gas aktiviert werden kann.
Unabhängig vom ökologischen Nutzen der Wärmeversorgung konnten auch die Heizkosten im Vergleich zu früher erheblich gesenkt werden. Der vereinbarte Wärmepreis in Form einer festen Pauschale war bereits zu Vertragsbeginn günstiger als die Kosten für Gas. Aufgrund des Gaspreisanstiegs und (beinahe) Wegfall der Grund- bzw. Bereitstellungsgebühr geht die Kostenschere inzwischen so weit auseinander, dass jährliche Einsparungen in beträchtlichem Umfang erreicht werden.
Die jährliche CO2 - Einsparung beträgt ca. 150 Tonnen im Jahr (durch Wärmedämm-Maßnahmen, Wärme aus der Biogasanlage + unverändertes Nutzerverhalten der Schüler).
Wärmelieferung durch Biogasanlage in Mittelbuch
Das Dorfhaus Mittelbuch mit einem Baukörpervolumen von 2578 cbm und einer Nutzfläche von ca. 600 qm wurde 2012 fertiggestellt. Es diente der Unterbringung der Ortsverwaltung, der Feuerwehr, einer Filiale der Raiffeisenbank Rottumtal sowie diverser Vereine. Der Wärmebedarf wurde mit lediglich 33.000 kWh/a berechnet, was in Anbetracht der sehr unterschiedlichen Nutzung aufgrund einer überdurchschnittlich guten Dämmung (Fenster z.B. mit Dreifachverglasung = Ug-Wert 0,7) ein ausgezeichneter Wert ist. Dies belegt bzw. bestätigt auch der Energiepass.
Die Wärme wurde zunächst über ein Nahwärmenetz eines Landwirts aus Mittelbuch gespeist, welches durch seine Biogasanlage Strom und damit Abwärme produzierte. Anders als in Reinstetten waren beim Dorfhaus allerdings des Öfteren Lieferschwierigkeiten zu beklagen, die auf eine mutmaßlich zu groß dimensionierte Hauptleitung sowie eine teilweise schlechte Leitungsisolierung zurückzuführen waren. Um eine absolute Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wurde daher zusätzlich eine Gasheizung im Gebäude installiert.
Auch beim Projekt "Dorfhaus Mittelbuch" lag der Wärmepreis für eine kWh deutlich unter dem Level für Gas oder Öl. Dies lag zum einen an der Tatsache, dass Wärme ein Abfallprodukt aus der Stromproduktion und daher günstiger zu bekommen war. Ein weiterer Grund war fehlende 100%ige Versorgungssicherheit. Leider haben sich die technischen Probleme und damit verbundenen Lieferschwierigkeiten in zunehmendem Maße fortgesetzt mit der Folge, dass ab 2019 der Liefervertrag beendet wurde. Fast gleichzeitig schloss die Raiba Rottumtal ihre Filiale zwecks Kosteneinsparung.
Die jährliche CO2 - Einsparung beträgt bzw. betrug ca. 7 Tonnen im Jahr (im Vergleich zur Alternative mit Gas).
Die Daten der Wärmelieferung im Überblick:
- Beginn: 01. Juli 2012
- Dauer: 10 Jahre mit 2-maliger Option zur Verlängerung
- Preiskonstanz 2 Jahre. Anschließend Anpassung nach Lebenshaltungskostenindex
- Versorgungssicherheit nur bedingt gegeben
- Vorlauftemperatur: sekundärseitig mindestens 60° (nicht für Warmwasser)
- Wärmebedarf: ca. 33.000 kWh/a
- Wärmeübergabestation bleibt im Eigentum des Wärmelieferers (Ähnliche Regelungen wie NWO)
- 2019: Beendigung des Liefervertrages mit dem Landwirt. Geheizt wird seither mit einer nachträglich installierten Gasbrennwerttherme.
Informationen für Bauherren und Eigenheimbesitzer
Beim Erwerb eines Bauplatzes von der Stadt Ochsenhausen werden im Kaufvertrag mit den Bauherren zum Umwelt- und Klimaschutz folgende Vorgaben gemacht:
Energetische Verpflichtung:
Gefordert wird ein KfW-Effizienzhaus 55 (Mindeststandard). Diesen Standard hat der Bauherr mindestens nachzuweisen. Damit wird gegenüber den gesetzlichen Vorgaben ein höherer energetischer Standard erreicht. Für KfW-Effizienzhäuser der Klassen 55, 40 oder 40 plus stehen aktuell Förderprogramme bereit: für das KfW-Effizienzhaus 55 gibt es ein zinsvergünstigtes Darlehen der KfW-Bank über 120.000 Euro/Wohneinheit, verbunden mit einem Tilgungszuschuss von 15 %. Je höher der energetische Standard, desto höher sind auch die Tilgungszuschüsse (bis zu 25 %). Darüber hinaus kann über die L-Bank ein zinsvergünstigtes Kombi-Darlehen in Höhe von 200.000 Euro/Wohneinheit beantragt werden.
Verbot von Steingärten und –schüttungen:
Flächenhafte (jeweils mehr als 3 qm) Stein-/Kies-/Split- und Schottergärten oder –schüttungen sind unzulässig. Die nicht überbauten Grundstücksflächen sind, soweit diese Flächen nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden, mit offenem oder bewachsenem Boden als Grünfläche anzulegen und zu unterhalten. Wasserdichte oder nicht durchwurzelbare Materialien (Folien, Vlies) sind nur zur Anlage von dauerhaft mit Wasser gefüllten Gartenteichen zulässig.
Information:
Die Bauherren erhalten beim Erwerb eines Bauplatzes einen sogenannten Bauherren-Ratgeber mit wertvollen Tipps und Hinweisen für eine ökologisch sinnvolle Nutzung der Außenanlagen. Aktuell (2020/2021) stehen insgesamt 74 Baugrundstücke im Neubaugebiet „Siechberg III“ zum Verkauf.
Projekt Wasserrad
Schüler drehen am Rad der Energiewende
Seit Anfang Dezember 2016 dreht sich auf dem Campus des Gymnasiums in Ochsenhausen im Landkreis Biberach ein fünf Meter großes Wasserrad. Das Besondere daran: Das Rad wurde vollständig von Schülern projektiert und größtenteils auch selbst gebaut. Es produziert seit 2017 jährlich rund 5.000 kWh Strom zur Eigennutzung im Schulzentrum. Wegen der fehlenden Nachtgenehmigung ist die produzierte Energiemenge geringer, als ursprünglich geplant. Erfreulicherweise läuft die Anlage bis auf die Abschaltungszeiten wegen starker Eisbildung im Winter ganzjährig und weitgehend störungsfrei. Neben der reinen Energiegewinnung aus erneuerbarer Quelle dient das Wasserrad auch als Forschungsstation für interessierte Schüler. Im Februar 2020 zum Beispiel hat ein Schüler des Gymnasiums eine Optimierung des Wasserrades beim Wettbewerb „Jugend forscht“ in Ulm vorgestellt.
Möglich wurde die Realisierung des über 150.000 Euro teuren Projekts durch die Unterstützung der Stadt Ochsenhausen, vieler regionaler Unternehmen, Stiftungen, Verbände, Hochschulen und Privatpersonen.
Das beeindruckende Bauwerk ist der jüngste Baustein von sechs Teilen eines deutschlandweit einzigartigen Netzwerks aus regenerativen Energiequellen samt Speichertechnologie und intelligenter Software: das „Green energy Grid“ des Schülerforschungszentrums (SFZ) Südwürttemberg. Im Jahr 2018 wurde das Projekt in der Endrunde des Bundesumweltwettbewerbs ausgezeichnet. Die nachhaltige Energiegewinnung auf dem Gelände des Gymnasiums ist auch eingebunden in ein EU-Förderprojekt im Rahmen einer Erasmus-Plus Partnerschaft mit dem Belvedere-College in Dublin. Hierbei arbeiten Jugendliche länderübergreifend in Nachhaltigkeitsprojekten zusammen. Im Kursprogramm des SFZ am Standort Ochsenhausen finden sich ebenfalls regelmäßig Angebote zur Forschungsstation „Wasserrad“: die jungen Forscher suchen kontinuierlich nach Lösungen, die Anlage weiter zu optimieren.
Das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg mit seinen acht Standorten und den mehr als 100 Betreuern gibt derzeit mehr als 500 Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihren Interessen nachzugehen und unterstützt damit die Schulen.
Arbeitskreis "Biodiversität" des Kneippvereins Ochsenhausen e.V.
Der Kneippverein Ochsenhausen e.V. unterstützt private Haushalte bei der Umgestaltung von Rasenflächen zu Blumenwiesen. So kann man sich aktiv an der Erhaltung und Rückgewinnung der Artenvielfalt beteiligen. In seinem Bauherren-Ratgeber gibt der Kneippverein Ochsenhausen e.V. – Arbeitskreis „Biodiversität“ – wertvolle Tipps und Informationen zu umweltrelevanten Themen rund um Haus und Garten.
Informationen zum Arbeitskreis "Biodiversität" finden Sie hier.